PRO SEXWORK

die ALLIANZ FÜR SEXARBEITER*INNENRECHTE

besteht aus den Organisationen:

IBUS

LEFÖ

MAIZ

PIA Salzburg

SXA Info

Red Edition

sexworker.at

PRESSEAUSSENDUNG 02.06.2024

Internationaler Hurentag 2024

„Die Pflichtuntersuchung von Sexarbeitenden

in Österreich muss fallen“

Anlässlich des diesjährigen Internationalen Hurentages, der seit 1975 jedes Jahr am 2. Juni begangen wird, kritisiert PRO SEX WORK - Allianz für Sexarbeiter*innenrechte - bestehend aus den Sexarbeiter*innen-Selbstorganisationen sexworker.at und Red Edition, sowie den Beratungseinrichtungen maiz (Linz), PiA (Salzburg), iBUS (Innsbruck), SXA-Info (Graz) und LEFÖ (Wien) – den stigmatisierenden und diskriminierenden Umgang mit Sexarbeiter*innen.

Nach wie vor sind Sexarbeitende von immenser Stigmatisierung, Diskriminierung und Kriminalisierung - nicht nur auf individueller, sondern auch struktureller Ebene, durch Behörden und Institutionen – betroffen.

Allen voran kritisieren wir die in Österreich, als einzigem Land der Welt, vom Gesetz vorgeschriebenen Pflichtuntersuchungen, dessen rechtliche Grundlage im Gesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten aus dem Jahr 1945 definiert war, und die von der WHO und weiteren Organisationen als menschenrechtswidrig verurteilt werden.

Diese Form der verpflichtenden Untersuchung stellt aus folgenden Gründen Diskriminierung dar:

Die Untersuchung wird von Sexarbeitenden als Eingriff in ihre Intimsphäre empfunden

Ausschließlich diese Berufsgruppe muss sich in regelmäßigen Abständen dieser Testung unterziehen

Bei diesem Vorgang handelt es sich lediglich um einen unvollständigen Kontrollvorgang (vaginaler Abstrich oder Urinprobe und Blutabnahme). Es erfolgen keine Diagnosen noch eventuell notwendige Behandlungen

Als gesetzlich vorgeschriebene Grundlage für die Untersuchung steht der Schutz der „Volksgesundheit“ (also der Kund*innen) im Fokus. Hierbei geht es nicht um das tatsächliche Wohl der Sexarbeitenden

Es entsteht somit ein Unwissen über den tatsächlichen Gesundheitszustand der betroffenen Personen (Sexarbeitende sowie Kund*innen)

Die nach diesem Procedere ausgestellten Kontrollausweise (“Deckel”, “grüne Karte”) stellen eine Outinggefahr für Sexarbeitende dar, da sich darauf ein Lichtbild sowie der bürgerliche Name der jeweiligen Person befindet

Außerdem werden dadurch weitere Missstände gefördert:

Verletzen oder Ignorieren des Datenschutzes von Sexarbeitenden an den Arbeitsplätzen, in online Werbeportalen oder von den Behörden

in Betrieben (auf Betriebsebene) werden die Kontrollausweise abgenommen bzw. nicht zurückgegeben

Werbeagenturen verlangen den Kontrollausweis, bevor sie Inserate schalten (fehlender Datenschutz!)

Entzug des Kontrollausweises bei offensichtlicher Schwangerschaft, Weiterleitung des Ergebnisses bzw. einer positiven Testungen an Betreiber*innen statt an betreffende Sexarbeiter*innen

Machtmissbrauch von Seiten der Kund*innen und Behörden

Forderung nach ungeschützten sexuellen Dienstleistungen durch Kund*innen, mit der Begründung, dass die sexarbeitende Person vermeintlich gesund ist

Gefahr von Erpressung, wenn ein*e Sexarbeiter*in keinen Kontrollausweis hat

rassistische und transfeindliche Praxen durch Behörden (zum Beispiel verweigern Ärzt*innen Trans- Sexarbeitenden die verpflichtende Untersuchung)

Daher fordern wir:

Wahrung der Persönlichkeitsrechte von Sexarbeiter*innen

Die Abschaffung der Zwangsuntersuchung

Weitere Maßnahmen zur Entkriminalisierung von Sexarbeit

Entstigmatisierung von Sexarbeit auf allen Ebenen

Beendigung diskriminierender, transfeindlicher, rassistischer und schikanierender Praxen durch Behörden und Institutionen

Ausbau von Unterstützungsmaßnahmen unter Einbeziehung von Sexarbeiter*innen statt Repressionen

Aktionen anlässlich des Internationalen Hurentages:

Wien:

3. Juni ab 15 Uhr: Aktionstag von LEFÖ/TAMPEP am Urban-Loritz-Platz, 1070 Wien

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Download der PA als PDF Presseaussendung Allianz Pro Sexwork 02.06.2024